Lustiges und Besinnliches



 In der Bibel gibt es etwa 1.200 Anspielungen auf den Wein, die Weinberge und auf die Winzer. Nur 45 davon verurteilen die Trunkenheit. Der Wein ist in der Tat ein biblisches Getränk und die christliche Kirche hat, indem sie den Wein zu einem wichtigen Bestandteil des Abendmahls machte, zur Verbreitung und zur Anerkennung des Weines und dessen Trinkkulturen beigetragen. Die besten Burgunder sind (besser: waren) Klosterweine. Den Clos de Bèze haben die Benediktiner kreiert, den Mersault die Zisterzienser, den Chateau Chalon, der wie ein Sherry schmeckt, verdanken wir einer Äbtissin aus dem 14. Jahrhundert.

Sie alle waren bibeltreu und haben sich an den Ratschlag, der bei Prediger 9,7 nachzulesen ist, gehalten: „Wohlan, iß fröhlich dein Brot und trinke vergnügt deinen Wein. Denn seit jeher gefällt es Gott, wenn du so handelst.”

Sprüche

  • Möchten Sie nicht mal den herrlichen Eiswein probieren? - Ja, aber nur einen Würfel. (Verfasser unbekannt)

  • Lieber Wein lesen als gar keine Lektüre. (Verfasser unbekannt)

  • Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien das schmackhafteste, und unter den Nahrungsmitteln das angenehmste. (Plutarch, griechischer Philosoph, um 100 n. Cr.)

  • Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann. (Henry de Montherlant)

  • …der Wein erfreue des Menschen Herz… (Psalm 104,15)

  • Man führt gegen den Wein nur die bösen Taten an, zu denen er verleitet, allein er verleitet auch zu hundert guten, die nicht so bekannt werden. (Georg Christoph Lichtenberg (1742-99), dt. Aphoristiker u. Physiker)

  • Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott! (Martin Luther, 1483-1546)

  • Der Wein erquickt den Menschen das Leben, so mäßig man ihn trinkt. (Sirach, 31,32)

  • Der Wein ist geschaffen, dass er die Menschen soll fröhlich machen. (Sirach, 31,34)

Die Weinpredigt eines Weihbischofs

  • Am 16. August des Jahres 1814 kam Johann Wolfgang von Goethe der Einfall, von Wiesbaden, wo er zur Kur weilte, auf das Sankt-Rochus-Fest in Bingen zu fahren. Dort nahm er an den Feierlichkeiten zur Einweihung der restaurierten Rochus-Kapelle im weinfrohen Rheingau teil. Johann Wolfgang von Goethe schrieb die gehaltene Weinpredigt eines Weihbischofs auf, die im Folgenden wiedergegeben werden soll.

    „Ihr überzeugt euch also hieraus, andächtige, zu Reu und Buße schon begnadigte Zuhörer, dass derjenige die größte Sünde begehe, welcher die herrlichen Gaben Gottes solcherweise missbraucht. Der Missbrauch aber schließt den Gebrauch nicht aus. Stehet doch geschrieben: der Wein erfreut des Menschen Herz! Daraus erhellet, dass wir, uns und andere zu erfreuen, des Weins gar wohl genießen können und sollen. Nun ist aber unter meinen männlichen Zuhörern vielleicht keiner, der nicht zwei Maß Wein zu sich nähme, ohne deshalb gerade einige Verwirrung seiner Sinne zu spüren; wer jedoch bei dem dritten oder vierten Maß schon so arg in Vergessenheit seiner selbst gerät, dass er Frau und Kinder verkennt, sie mit Schelten, Schlägen und Fußtritten verletzt und seine Geliebtesten als die ärgsten Feinde behandelt, der gehe sogleich in sich und unterlasse ein solches Übermaß, welches ihn missfällig macht Gott und Menschen, und seinesgleichen verächtlich.

    Wer aber bei dem Genuss von vier Maß, ja von fünfen oder sechsen, noch dergestalt sich selbst gleich bleibt, dass er seinem Nebenchristen liebevoll unter die Arme greifen mag, dem Hauswesen vorstehen kann, ja die Befehle geistlicher und weltlicher Obern auszurichten sich imstande findet, auch der genieße sein bescheidenen Teil, und nehme es mit Dank dahin.

    Er hüte sich aber, ohne besondere Prüfung weiter zu gehen, weil hier gewöhnlich dem schwachen Menschen ein Ziel gesetzt ward. Denn der Fall ist äußerst selten, dass der grundgütige Gott jemanden die besondere Gabe verleiht acht Maß trinken zu dürfen, wie er mich, seinen Knecht, gewürdigt hat. Da aber mir nun nicht nachgesagt werden kann, dass ich in ungerechtem Zorn auf jemanden losgefahren sei, dass ich Hausgenossen und Anverwandte misskannt, oder wohl gar die mir obliegenden geistlichen Pflichten und Geschäfte verabsäumt hätte, vielmehr ihr mir alle das Zeugnis geben werdet, wie ich immer bereit bin, zu Lob und Ehre Gottes, auch zu Nutz und Vorteil meines Nächsten mich tätig finden zu lassen: so darf ich wohl mit gutem Gewissen und mit Dank dieser anvertrauten Gabe mich auch fernhin erfreuen. Und ihr, meine andächtigen Zuhörer, nehme ein jeder, damit er nach dem Willen des Gebers am Leibe erquickt, am Geiste erfreut werde, sein bescheiden Teil dahin. Und, auf dass ein solches geschehe, alles Übermaß dagegen verbannt sei, handelt sämtlich nach der Vorschrift des heiligen Apostels, welcher spricht: Prüfet alles und das Beste behaltet.”

    Quelle: Goethes Werke. (Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Hrsg. von Erich Trunz. Bd. 10. Hamburg 1959, S. 415 f.)